Wie funktioniert der Amazon Algorithmus
Den Algo verstehen für mehr Sales Performance
Wie funktioniert der Amazon Such-Algorithmus? Welche Faktoren beeinflussen das Amazon Ranking? Dazu haben wir in Episode 74 Trutz Fries, eine Koryphäe in der Amazon Szene, zu Gast. Er hat diverse Experimente durchführt und bringt super spannende Erkenntnisse zum Amazon Algo mit.
Wie funktioniert der Amazon Such-Algorithmus?
Der Amazon Such-Algorithmus geht in zwei Schritten für den Aufbau der Rankings vor:
1. Amazon bestimmt die Relevanz der Produkte anhand einiger Kriterien (sog. “Matching”):
- Was ist relevant? (z.B. “Finden wir die Suchanfrage irgendwo im Listing wieder?”)
- Wie verhalten sich die User? (bspw. User klickt in 80% der Fälle auf eine bestimmtes Listing)
- Gibt es semantisch verwandte Begriffe? (z.B. Brieftasche und Geldbörse)
2. Danach legt Amazon eine Reihenfolge fest (sog. “Ranking”):
Beim Ranking setzt Amazon auf Machine Learning mit Fokus auf das Kundenverhalten. Metriken sind dabei bspw. Klicks, “In den Warenkorb gelegt” und Käufe.
Welche Stellen im Produktlisting beeinflussen das Ranking?
Trutz hat strukturierte Experimente aufgesetzt, um selber herauszufinden, was den Amazon Such-Algorithmus triggert. Das Ziel dabei war herauszufinden, welche Stellen im Produktlisting den Such-Algorithmus mit welchem Effekt beeinflussen.
Dafür haben Trutz und sein Team Fake-Listings angelegt und ein Produkt in mehreren Listings angelegt. Anschließend haben sie Kleinigkeiten geändert, z.B. Platzierung des Hauptkeywords im Titel, um zu erkennen, was für den Algorithmus wichtig ist und was nicht. Trutz bezeichnet es als kontrollierte Experimente und lässt uns an seinen Erkenntnissen teilhaben.
Hinweis: Wir reden im Podcast über das Thema Relevanz, fokussiert auf das Thema Keywords und über kontrollierte Experimente in dem Bereich. Die Erkenntnisse sind wertvoll und hilfreich für Händler:innen, bedeutet jedoch nicht, dass wir den Amazon Algo geknackt haben. Zudem können sich Ergebnisse und Erkenntnisse im Laufe der Zeit auch verändert haben. Gerade der Newbie Bonus spült täglich neue Daten und Erkenntnisse rein.
Newbie Bonus
Der Newbie-Bonus, Anfängerbonus, basiert darauf, dass neue Produkte derart gut ranken, dass sie bereits gut gelistete Produkte von ihren Top-Positionen verdrängen können. In seinen Experimenten hat Trutz dieses Phänomen auch beobachtet und leitet daher den folgenden Tipp ab:
Um den Newbie-Bonus mitzunehmen, ist es wichtig, das Produktlisting sauber aufzusetzen und erst dann das Produkt auch listen zu lassen. Es ist somit absolut empfehlenswert, Bilder und Beschreibungen perfekt zu haben und nicht erst nachzuarbeiten.
Gerade das Hauptbild weckt das Interesse der Kunden und verschafft ihnen den ersten visuellen Eindruck des Produkts. Die Bilder sollten demnach von Anfang an besonders hochwertig sein, um die Klickwahrscheinlichkeit zu erhöhen.
Keyword im Titel
Trutz hat in seinen Experimenten beobachtet, dass die Produkte im Top-Ranking sind, wenn
- sie das Keyword im Titel haben,
- die Keywords in den allgemeinen Schlüsselbegriffen (hidden keywords) sind und
- Keywords in den Bulletpoints genutzt werden
Keine Rolle, so Trutz, scheint es zu spielen, ob das Keyword am Anfang oder am Ende des Produkttitels steht.
Die Länge des Titels sollte über 250 Byte nicht hinausgehen, da Amazon diesen sonst rigoros abschneidet. Allerdings wurde es auch nicht abgestraft. Die Empfehlung lautet demnach sich an die 250 Byte Grenze zu halten, da mehr Zeichen auch nichts bringen.
Bulletpoints
Amazon indexiert teilweise Bulletpoints gar nicht mehr, wenn Händler:innen deutlich über die Zeichengrenze von 1000 Zeichen hinausgehen. Die Empfehlung lautet daher:
- max. 200 Zeichen pro Bulletpoint verwenden und
- max. 5 Bulletpoints
Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Amazon die Bulletpoints auch crawlt und indexiert.
Produktbeschreibungen
Trutz hat festgestellt, dass bei Einwort-Suchen das Produkt nicht angezeigt wurde, bei Zweiwort-Kombinationen, eher nicht. Daher würde er sich nicht auf die Produktbeschreibung verlassen, um indexiert zu werden. Empfehlenswert ist es daher die relevanten Keywords im Titel, in den Bulletpoints und in den allgemeinen Schlüsselwörtern unterzubringen.
A+ Content
Trutz hat Suchbegriffe in den A+ Content eingebaut und hat festgestellt, dass der A+ Content zumindest nicht von Amazon indexiert wird.
Wenn der Suchbegriff dennoch bei Google gesucht wird, dann taucht das Produkt auf.
Weiterhin hat er Schlagworte für die Bilder hinterlegt (Alt-Tags). Auch hier hat er festgestellt, dass diese vom Amazon Such-Algorithmus nicht indexiert, aber in der Google Bildersuche indexiert wurden.
Globaler Index
Trutz hat einzelne Produkte gar nicht im Index bei Amazon gefunden und sich dann gefragt, wie das kommt. Dann hat er festgestellt, dass Amazon scheinbar mit einem globalen Index arbeitet:
- Wird ein Produkt bei Amazon gesucht ohne eine Kategorie auszuwählen, dann wird das Produkt nicht angezeigt
- Wird hingegen die Kategorie ausgewählt, dann wird das Produkt angezeigt.
Amazon sagt selber, so Trutz, dass sie die Herausforderung haben, herauszufinden, um welche Kategorie es bei dieser Suchanfrage tatsächlich geht. Amazon nimmt dann erstmal alle Produkte aus allen Kategorien und bewertet dann nach Relevanzkriterien, welche Produkte in welcher Kategorie angezeigt werden.
Daher ist es umso wichtiger die Produkte in die richtige Kategorie einzuordnen.
Trutz hat die Experimente nochmal wiederholt, um zu schauen, was sich verändert hat.
Hier hat er festgestellt, dass Produkte noch im Index sind, die das Keyword im Titel und in den hidden keywords hatten.
Produkte, die den Newbie Bonus mitgenommen haben, waren teilweise nicht mehr im Index, weil sie die Relevanzkriterien nicht erfüllt haben.
Rezensionen
Auch die Anzahl und Qualität der Verkäuferbewertungen wirken sich indirekt auf das Produktlisting aus. Der Vorteil für Produkte, die schon lange am Markt sind und viele Rezensionen gesammelt haben, ist, dass Amazon die Rezensionen indexiert und Händler:innen Longtail-Suchanfragen damit bedienen können.
Immer von Kund:innen her denken
Eines der wichtigsten Ziele für Händler:innen auf Amazon ist, das Produktlisting in allen inhaltlichen und technischen Faktoren auf Vordermann zu bringen.
Die folgenden Fragen sollten jedoch immer im Vordergrund stehen:
- Wonach suchen die Nutzer?
- Was machen die Konkurrenten anderes oder besser?
Denn am Ende zählt nicht das, was der Amazon Such-Algorithmus für interessant hält, sondern der potenzielle Kunde. Daher spielen dann Faktoren wie
- Was hat der Kunde gekauft?
- Was sucht der Kunde eigentlich? z.B. sucht er Vogelhaus oder sucht er eigentlich Futterhaus?
Trutz Fries ist Gründer und Geschäftsführer der Amazon Agentur REVOIC und des Amazon Analyse Tools AMALYTIX. Mit der AMZCON hat Trutz Fries die erste Konferenz für Seller und Vendoren ins Leben gerufen. Zusammen mit Stephan Bruns hat er das Buch „Amazon Marketplace“ geschrieben.
Er war zu Gast auf unserem Amazon Advertising Stammtisch und hat einen Vortrag zu Amazon Brand Analytics mit Jupiter Notebook gehalten.